Die Prophezeiungen und der Umgang mit ihnen

Diskussionen über die Questen und Hintergründe der Phileasson-Saga.
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Schattenkatze
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Die Prophezeiungen und der Umgang mit ihnen

Beitrag von Schattenkatze » 23.10.2020, 13:39

'Die weiteren Aufgaben werden euch im Verlauf bekanntgegeben' heißt es elegant ungenau bei der Abfahrt in der alten wie der neuen Auflage, und es wird nicht einmal der Versuch gemacht, zu definieren, wie dies geschehen soll (außer bei der angedacht dritten Aufgabe, für die wird man von vorn herein nach Frigorn, bzw. Riva (Neuauflage) geschickt wird, um sie dort zu erfahren).

In der alten Auflage bekommt Shaya ihre Vision und es steht ausdrücklich mit dabei, dass zu bemerken ist, dass dies eine göttliche Vision ist.
In der Auflage hat sie im Tempel ihre Vision, und der Zusatz mit der erkennbaren göttlichen Vision fehlt.

In jedem Fall jedoch ist das Ergebnis identisch: Man wird auf eine profane Wettfahrt geschickt und soll weitere Aufgabenstellungen unterwegs bekommen. Ob da nun Leute vorgeschickt werden, die an dem nächsten benannten Ort bereit stehen, um die folgende Aufgabe zu übergeben (mündlich oder schriftlich), oder das via Geweihtentelefon die Aufgaben kommen sollen, ist offen, es mag ja auch mal so und mal so sein.
Dann aber kommt eine Aufgabe, die ganz eindeutig auf anderem Wege überbracht wird (Shaya spätestens wird unterscheiden können, ob da göttliche Verständigung auf sie wirkte oder nicht, zumal sie sie ja öfter an die Vision gar nicht erinnern kann), die sogar gänzlich anderer Natur ist, die statt klarer Aufgabenstellung wie die ersten beiden erst einmal wie ein Rätsel gelöst werden muss - und die Reaktion ist: Ja, okay, machen wir.
Das wird gar nicht hinterfragt. Man lässt die wirklich zu erwartende echte Aufgabe liegen zu Gunsten einer anderen, bei der (in der Neuauflage) nicht einmal klar ist, wo sie her kommt, und ob sie etwas damit zu tun hat.
Es gibt niemanden zu denken, dass da gerade etwas höchst Bemerkenswertes geschieht.
Eigentlich finde ich das sehr irritierend, mit welcher Selbstverständlichkeit alle aus der Mannschaft annehmen, dass das so schon gemeint ist und seine Richtigkeit hat und man einfach den seltsamen Visionen folgt.
Und zumindest per Geweihtentelefon kommen auch nie originale Aufgaben. Shaya fragt auch nie via der göttlichen Verständigungs-Liturgie ihrerseits mal nach.

Ich werde versuchen, das in meiner Gruppe zu thematisieren, um hoffentlich einen IT gemeinsamen Beschluss zu fassen, wie mit der ersten Vision umzugehen ist, was davon zu halten ist und abzuwägen, ob gefolgt wird oder nicht (erst recht, da die Vision aus Plot-Gründen deutlich früher erfolgen wird als in Frigorn (aus ebenfalls Plot- und Reisegründen ist bei mir Frigorn genannt worden).

Wurde das bei euch mal thematisiert oder hinterfragt?

Faeb
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Re: Die Prophezeiungen und der Umgang mit ihnen

Beitrag von Faeb » 23.10.2020, 17:33

Das ist mir bisher (wir sind bei H'Rangas Kinder - Auflage 2015 - andere kenne ich nicht) gar nicht so negativ aufgefallen und es wurde auch nicht hinterfragt. Vielleicht verstehe ich Dich auch falsch. Ich habe das Wettrennen auch gar nicht so profan wahrgenommen, sondern durchaus von den Göttern gesteuert/gewollt, und das die manchmal unberechenbar, unfassbar, unergründlich und unnachvollziehbar sind findet niemand schlimm. Ich fand eigentlich, dass das zu dem Ganzen Elfen/Götter/Magierphilosophie Thema sehr gut passt. Auch haben die Visionen bei uns gut funktioniert.

Ist es denn wichtig, ob die Visionen von Göttern kommen? Die Hetfrau hat ihre besten Kapitäne auf Wettfahrt geschickt. Hier habt ihr zwei Geweihte, sie werden über das Wettrennen wachen und euch leiten. Wie das funktionieren soll, oder funktioniert ist doch egal. Ob das nun von den Göttern kommt oder nicht müssen die Helden doch gar nicht abschließend wissen. Darüber können sie doch spekulieren. Man muss nicht alles erklären. Vielleicht schaffen sie es ja es zu erforschen. Aber wenn ich von Anfang an alles auf den Tisch lege, gibt es nicht mehr viel zu entdecken.

Es ist schwierig sich in einen Charakter hineinzuversetzen, der schon mal Wunder oder Magie gesehen hat, da es sowas in unserer realen Welt nicht gibt. Auch haben wir keine Erfahrung von mittelalterlicher Realität. Somit ist es schwer abzuschätze, in wie weit solche Sachen in Aventurien hinterfragt werden. Dazu kommt noch die sehr hierachische Strukturen in denen man es gewöhnt ist Befehle des Höheren nicht zu Hinterfragen. Die Seeleute Phileassons fangen ja auch nicht an seine Befehle zu hinterfragen. Und so werden göttliche Befehle, die über die Geweihten in die Welt kommen auch nicht hinterfragt. Vielleicht drückst Du einen zu modernen Stempel auf die Geschichte.

Woltgar Bodiak
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Re: Die Prophezeiungen und der Umgang mit ihnen

Beitrag von Woltgar Bodiak » 23.10.2020, 19:09

Für meine Spieler war nach der ersten offensichtlich göttergesandten Orakel-Aufgabe das Erlebnis und die daraus folgende Erkenntnis, dass ihre Wettfahrt mit einem Mal zwölfgöttliche Lenkung erfuhr ein sehr intensiver und besonderer Moment am Spieltisch.
Ich hatte zuvor keinerlei Hinweise gestreut, dass die Wettfahrtsaga mehr sein würde als eine Adaption von ‚In 80 Tagen um die Welt‘.
Shaya beherrscht das ‚Geweihtentelefon‘ nicht in ‚Senderichtung‘ sondern kann bei mir nur ‚Empfangen‘. Daher kam es erst in Festum im dortigen Traviatempel nach der erneuten offensichtlich göttergesandten 4. Aufgabe zu einer Rücksprache mit ihrer Ordensmutter in Thorwal.
Insofern wissen bei meiner Version alle Beteiligten in Thorwal und in Phileassons Ottajasko, dass es tatsächlich nicht mehr die Thorwaler Aufgaben sind, denen sie folgen, sondern dass sich die Götter höchstselbst -warum auch immer- hier einmischen.
Daraus hat sich aber fortan ein wesentlich epischeres Spielgefühl eingestellt.
Also bei uns am Spieltisch nicht nur kein Problem sondern sogar ein Gewinn an Motivation.
Und am Ende wird ja auch recht deutlich, dass es letztlich um den Kampf und um ein Be-/Verhindern der Pläne des Namenlosen geht. Das sollte als finaler Grund für die zwölfgöttliche Einmischung hoffentlich mehr als ausreichend sein für eine plausible Erklärung.

Bei deinem stark geänderten Grundsetting sollte es aber trotzdem hoffentlich am Spieltisch als Überraschung für die Spieler positiv funktionieren.

Schattenkatze
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Re: Die Prophezeiungen und der Umgang mit ihnen

Beitrag von Schattenkatze » 23.10.2020, 23:30

Vielleicht verstehe ich Dich auch falsch. Ich habe das Wettrennen auch gar nicht so profan wahrgenommen, sondern durchaus von den Göttern gesteuert/gewollt,
Ja, ist sie. Aber von Garhelt ausgerufen und geplant ist sie als höchst profane Wettfahrt, bei der die Aufgaben durch die Wettkampfleitung (Garhelt) gestellt werden.
Dass da bei Aufgabe 3 sofort die Götter reingrätschen (und dieses in der Neuauflage IT nicht mal eindeutig kenntlich gemacht ist), sollte daher eigentlich etwas wahrlich Besonderes sein, etwas das auffällt, zu hinterfragen einlädt (War war das genau? Von wem kam das? Was mag es bedeuten? Folgen wir dem jetzt ohne zu hinterfragen, ob das von Garhelt so gemeint ist? Womöglich folgen wir jetzt diesen Aufgaben und Beorn löst die echten Aufgaben.)

Dass das ein Problem darstellt mit der Erkenntnis/aufdrängenden Erkenntnis, darauf wollte ich auch nicht hinaus, sondern darauf, dass da etwas Besonderes, Auffallendes geschieht, und jeder nimmt es als selbstverständlich und wie zu erwarten, obwohl es das nicht sein sollte.
Es ist ja schon etwas Tolles und sehr Bedeutsames, so unterm Strich, und es sollte als solches auch behandelt werden, statt als "nächste Aufgabe ist da, auf, auf!"

Woltgar, Du weißt das jetzt gar nicht, aber Du hast mir tatsächlich bei einer Sache geholfen, bei der ich zu blöd war, mal so richtig bewusst zu lesen. Vielen Dank für Deinen unwissentlich Anstupser, der mir gerade sehr gelegen kommt! :)

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Re: Die Prophezeiungen und der Umgang mit ihnen

Beitrag von phil » 24.10.2020, 09:11

In meiner Gruppe war damals auch früh klar, dass es sich um andere Aufgaben handelt als geplant und dass diese nicht aus Thorwal kommen, sondern irgendwie "von den Göttern", aber der wahre Hintergrund der Prophezeiungen wurde erst relativ spät im Detail am Spieltisch diskutiert, als gewisse hochelfische Zusammenhänge klarer wurden. Da die Wettfahrt aber von Anfang ein Hauch von Weltbewegendem und Schicksalhaften umwehte, war es kein Problem für die Charaktere, die "neuen" Aufgaben zu akzeptieren - vielleicht haben da Phileassons und Shayas Reden, dass "die Götter auf uns blicken" und die Ottajasko zu Höherem berufen wird, alle Zweifel hinweggefegt ;-).

So ein profaner Vorschlag, dass Shaya mal "zu Hause anruft" und nachfragt, kam gar nicht; meine Vorstellung war aber wie Woltgars ebenfalls, dass die Hochgeweihte in Thorwal Shaya eben aus dem Heimattempel Aufgaben schicken sollte, Shaya aber nicht "Senden" kann.

Die Romane haben übrigens ein paar nette Ideen, was die ursprünglich geplanten Aufgaben gewesen wären, da kann man evtl. etwas ausschlachten und der Expedition zwischendurch mal entsprechende Infos zuspielen. (Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber treffen sie in den Romanen nicht mal im Süden einen Thorwaler, der neulich "in der Heimat" war, wo natürlich alle darüber reden, was Phileasson und Beorn so tun, und als die ersten Geschichten über ihre Heldentaten im Norden ankommen, sagt Garhelt so etwas wie, dass da offenbar Größeres im Gange ist und die Götter die schicksalhafte Wettfahrt mit eigenen Zielen in die Wege leiteten, die natürlich weit über Garhelts profane Ideen wie "Holt diese seltene Blume aus Uthuria" hinausgehen?)

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Re: Die Prophezeiungen und der Umgang mit ihnen

Beitrag von Schattenkatze » 24.10.2020, 09:30

Gerade wenn eindeutig ist, dass die Götter persönlich ihr Augenmerk drauf richten - und das ist es ja nun recht schnell -, sollte das doch umso Bemerkenswerter sein.
Mir fiel auf, dass dies im AB gar nicht thematisiert wird, es wird nicht herausgestellt, dass es etwas Besonderes ist und für die NSC auch keine noch so kurze Reaktion genannt: Vision kommt und man geht gefühlt gleichmütig daran, zu lösen, was gemeint ist und macht sich ohne wenn und aber auf den Weg.

Da möchte ich wissen, ob das in Spielgruppen dann auch ebenso selbstverständlich umgesetzt wird und ankommt.
Ich glaube etwa, als ich die Kampagne vor 17 Jahren als Spielerin gespielt hatte, ist das auch so unhinterfragt und selbstverständlich ungesetzt und IT aufgenommen worden.

Originale Aufgaben im Roman:
Ja, wobei ich den einen Vorschlag, nach Uthuria zu segeln, um eine Pflanze zu holen (oder was das war), als Teilaufgabe ein bisschen "zu groß" finde - immerhin muss Uthuria dafür überhaupt erst mal erreicht werden, und das 20 Jahre vor der offiziellen ersten Uthuria-Expedition für "zwischendurch" statt einer eigenen Kampagne, finde ich nicht so gelungen und passend.
Die anderen Ideen fand ich aber ganz gut, ebenso, wie überhaupt ein paar originale Aufgaben zu nennen.
(Oder der Ansatz, dass sich die Wettfahrt rumgesprochen hat, auch wenn im Roman so ungefähr jeder Aventurier davon zu wissen scheint und die namen und bisherigen Ereignisse kennt.)

Haldan
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Re: Die Prophezeiungen und der Umgang mit ihnen

Beitrag von Haldan » 26.10.2020, 15:32

Ich habe mir im Vorfeld auch darüber Gedanken gemacht, wie ich den Helden die Aufgaben kohärent verkaufen kann, ohne dass es einen Bruch gibt - oder ich die Spieler mit "is halt so" überzeugen muss.
Hier meine Lösung (derzeit sind wir in Fasar):

Bei uns hat eine Grimskoja(Wahrsargerin) in der Hetja Halla die Knochen geworfen um den Streit der Kapitäne beizulegen.
Das Resultat war der Beginn der Wettfahrt, deren ersten beiden Aufgaben von ihr genannt wurden; die restlichen Aufgaben lagen aber "hinter dem Nebel" aber "die Gans wird den Weg weisen".

Damit war klar, dass man wohl auf Shaya hören muss.

Es wurde allgemein akzeptiert, dass die Visionen göttlicher Natur sind.
(so einen Unsinn wie das Geweihten-Telefon habe ich gar nicht erst in Betracht gezogen)

Edit:
Mit Unsinn meine ich nicht die Lithurgie an sich, diese mag inneraventurisch ihren heiligen Zweck erfüllen, sondern die abgesprochene Verwendung eben dieser für eine profane, eitle Wettfahrt, die, je nach Interpretation, sogar bloß politisch motiviert ist.
Zuletzt geändert von Haldan am 28.10.2020, 02:11, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Die Prophezeiungen und der Umgang mit ihnen

Beitrag von Schattenkatze » 26.10.2020, 18:33

Och, an sich finde ich Göttliche Verständigung nicht schlecht. Aufgrund der maximal möglichen Worte ist das aber eh nur ein Notnagel und ich habe für mich festgelegt, dass üblicherweise Boten mit schriftlichen und gesiegelten Aufgaben am jeweils nächsten Ort sein sollten, und nur in Ausnahmen mal meine Aufgabe via Göttliche Verständigung überwiesen werden würde.
Wie die Dinge liegen, wird in (bei mir) Figorn aber kein Bote eingetroffen sein ... Wohl aber vorher schon eine Vision empfangen.
Und ähnlich wie bei Woltgar - auch danke für den Anstoß - wird vielleicht in Vallusa vom örtlichen Tempelvorsteher auf Geweihten-Kollegen-Bitte hin doch mal eine Anfrage per Liturgie rausgehen, aber zu dem Zeitpunkt soll man ja schon die silberne Flamme suchen, und dann dürfte in der Tat auch zu Hause klar sein, dass die Wettfahrt umgeleitet wurde. (Was hoffentlich weitere Fragen aufwerfen mag, und sich der Bedeutung (nur welcher?) klar wird. :) )

Vor allem halt mache ich bei Erhalt der ersten Vision eine kleine Szene draus mit (hoffentlich) gemeinsamen Einschätzen, was das zu bedeuten hat, wenn sogar die Geweihte weiß, dass so nicht läuft, wie es geplant war.

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