Beitrag
von Jyivindar » 02.02.2025, 09:24
Silvanden Fae´den Karen, erster namenloser Tag im Jahre 1008 nach Bosparans Fall
Aus dem Reisebericht Thorgrimm Faenwulfsons, Adeptus Maior der Akademie der vereinten Künste von Schwert und Zauberstab - Kaiserlich Garethisches Lehrinstitut der angewandten kombattiven Magie, vom Schwert und Stabe zu Gareth (vormals Beilunk), der Herrin Rondra und der Herrin Hesinde zum Wohlgefallen und Träger des Pentagramms in Mindorit:
Da standen wir nun, inmitten von Beorns Leuten und umringten einen schlafenden Elfen. Diese verlotterte und ausgemergelte Person sollte der große Fenvarien sein, den wir aus den Erinnerungen kannten. Er musste es sein und zugegebenermaßen hatte er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Elfenkönig. Als er erwachte, brabbelte er nur Unverständliches. Selbst die, der Sprache mächtige, Anastasia konnte nicht weiterhelfen. Als die Gräfin ihm die letzten Worte seines Generals und Freundes Adernath überbrachte, schien er kurz inne zu halten. Doch erneut kam nichts hesindegefälliges aus seinem Mund. So oder so entschied Shaya die Aufgabe zu Beorns Gunsten. Niedergeschlagen mussten wir dieses Urteil akzeptieren und so stand es unentschieden vor der letzten Prüfung. Wir hatten gehofft, Asleif vorab zum Herrn der Meere zu machen, doch die Entscheidung ward verschoben.
Als die Dämmerung kam, entschieden sowohl Beorns, als auch Asleisfs Ottajasko hier und gemeinsam das Nachtlager aufzuschlagen. Weil keiner der Hetmänner dem Anderen etwas vergonnte, wurden die Nachtwachen doppelt besetzt, jeweils aus jeder Ottajasko Einer. Selbst die Hetleute selbst übernahmen eine Wache. Die erste Schicht sollten Yeto und Childwig übernehmen, die Zweite Beorn und Asleif und die Dritte ging an Anastasia und Belaska.
Am nächsten Morgen erwachte ich vom Geschrei des Foggwulfs. Ich sah mich um. Beorn und seine Ottajasko war verschwunden und Asleif kniete über Anastasia und brüllte sie an. Burian, Yeto, Raluf und der Rest standen bereits um die schläfrige Gräfin herum und murmelten über die Verschlafene. Sie versuchte den erbost brüllenden Hetmann zu beruhigen und erzählte von den Geschehnissen während ihrer Schicht. Wie Shaya sich des Nachts erhoben hatte und, wie in Trance, das Lager verließ. Den beiden Wachen fiel das auf und so folgten sie ihr. Etwas abseits löschte die Traviageweihte die Fackel und begann, mit der rußigen Fackel auf eine Steinwand zu kritzeln. Der Felsen war schnell gefunden, doch das Geschriebene war verwischt worden. Bei allen Zwölfen, zu unserem Glück hatte sich Anastasia die Inschrift gemerkt, bevor sie, nach ihrer Aussage, in einen unnatürlichen Schlaf gefallen war. So rezitierte die Gräfin:
''Welch ein Geschenk ist ein Lied! Es vermag Kummer zu heilen, wo Worte allein nutzlos bleiben. Es vermag die Wogen des krausen Verstandes zu glätten und schenkt Vergessen, wo Erinnerung Qual bedeutet. Dort wo die Nivesen in einer Nacht eine Woche gewinnen, wohnt die, die allein den Bann brechen kann. Bringt sie zum leidenden Freund und ihm wird geholfen sein!"
Der Foggwulf erhob sich. Zwar wussten wir nun die letzte Prophezeiung, doch Beorn war mit Fenvarien verschwunden und hatte mindestens ein paar Stundengläser Vorsprung. Erbost und verzweifelt flehte der Hetmann zu den Göttern und haderte mit unserem Schicksal. Ich bandelte mit Marbo an, nahm meinen Mut zusammen, ging zu Asleif und verpasste ihm eine Backpfeife. Verdutzt blickte er mich an, während ich ihm das Brevier las. Noch war nichts verloren. Wenn wir flink wie ein Difar waren, konnten wir Beorn einholen. Doch bevor wir aufbrachen, wollte ich dem Namenlosen noch etwas Nährboden nehmen. Anastasia hatte von Rattenpilzen im Gefängnis Fenvariens erzählt. Ich ging zum Eingang, formte die arkanen Linien und warf einen Feuerball in die Grube hinunter. Ich hätte an die Gase denken sollen. Kaum hatte der Feuerball am Boden eingeschlagen und die die Höhle abgefackelt, schoss mir eine Feuerlanze aus sich entzündenden Gasen entgegen. Nur meiner Krötenhaut aus diesem Echsenleder hatte ich es zu verdanken, dass Burian nicht auch noch zu tun hatte.
Scheinbar arbeiteten meine Worte Foggwulf, denn bereits kurz nach dem Aufbruch, kam dem Foggwulf eine Idee und von da an grinste er phexgefällig. Zu unserem Glück hatten wir die Kanus versteckt und Beorn war auch nicht darüber gestolpert. Sie waren noch dort, wo wir sie zurückgelassen hatten. Schnell machten wir uns auf, den Upval hinunter zu fahren und möglichst schnell zur Seeadler zurückzukehren.
Einmal, beim Nachtlager, eröffnete uns Asleif seinen Plan. Uns war klar, dass das letzte Etappenziel Niam Goldhaar und ihr Zauberwald waren. Der Hetmann war sich auch sicher, dass Beorn nach Riva segeln würde und von dort den Landweg Richtung Norburg nahm. Er selbst wollte im Firun (Norden) Rivas die Mündung des Oblomon bei Tavaljuk erreichen und den Fluss hinaufsegeln. Wenn Swafnir es gut mit uns meinte, würden wir bis Gerasim kommen und mussten erst ab dort über Sumus Laib weiterreisen. Verwegen, aber machbar.
Nach einigen Tagen erreichten wir die Mündung zum Brack und wunderten uns sehr, die Seeadler ankernd vorzufinden. Sie hätte doch in Enqui auf uns warten sollen. Den Berichten zufolge aber, war die Stimmung in Enqui gegenüber uns Thorwalern dermaßen schlecht geworden, dass die Ottajasko beschloss, hier zu warten. Wir gingen an Bord, verstauten die Kanus und setzten Segel.
Als wir Enqui passierten, sahen wir gerade einen Walfänger anlegen. Wir waren fast an der Stadt vorbei, als der Foggwulf wenden ließ und zu den Waffen rief. Er wollte sich Swafnirs Gunst zurückholen und befahl, den Walfänger zu versenken und die Stadt zu überfallen. Wir legten im Hafen an und während etliche Thorwaler sich um den Walfänger kümmerten und mit Äxten und Skrajas auf ihn einhakten, stürmten wir die Hafenstraße hinunter zu den nächsten Lagerhäusern. Anastasia blieb zurück, um sich um die Verwundeten zu kümmern. Beinahe wie die Walwütigen stürmten Raluf, Yeto, Burian, Madajin, Ohm und ich dem Foggwulf hinterher. Die ersten Wachen konnten Golgaris Schwingen hören noch ehe sie wußten wie ihnen geschah. Wir verschafften uns Zugang zum ersten Lagerhaus, plünderten und brandschatzten es. Dann ertönte der Alarm. Mit zwei weiteren Lagerhäusern verfuhren wir genauso. Dazwischen gab es immer wieder Scharmützel, Pfeile und Feuerlanzen flogen und Waffen klirrten auf Waffen. Als die Stadtwache geballt anrückte, befahl der Hetmann den Rückzug. Wir eilten zurück zum Schiff, erklommen es und ehe wir uns versahen, segelten wir aus dem Hafen. Erst jetzt sah ich, wie Anastasia sich um Burian kümmerte. Drei Pfeile hatten den Diener des Raben erwischt und ihn beinahe zu seinem Herrn geschickt. Doch ich war mir sicher, in seinem schmerzverzerrten Gesicht ein Lächeln gesehen zu haben. Ich sah mir die kleine Truhe und die beiden Bücher, die ich mitgenommen hatte, genauer an. Auch der Rest der Ottajasko begutachtete seine, mal mehr, mal weniger wertvolle Beute. Es dauerte etwas, bis ich die Truhe offen hatte und ein Beutel zum Vorschein kam. Ich untersuchte ihn. Bei Hesinde, er war magisch, doch sein Wirken sollte sich mir noch nicht erschließen. Weniger Glück hatte ich mit meiner Bücherwahl. Das Rahjasutra, das mir noch fremdes Wissen enthielt und Aventurische Aborte, ein Werk, dass sinnbefreit Blütenduft verströmte, wenn man es aufschlug. Etwas später sah ich gerade noch Madajin, der im Begriff war, seine Beute, zwei Fläschchen mit blauer Flüssigkeit, über Bord zu werfen. Zum Glück konnte ich ihn aufhalten, denn so wertlos sie für ihn waren, umso wertvoller waren sie für mich. Schließlich hatte ich meine letzten Astraltränke in Enqui verbraucht.
Als Wind aufkam, steigerte sich Asleifs Freude beinahe zu Euphorie. Der wind stand uns günstig und er behauptete felsenfest, dass wir Swafnirs Gunst nun wiederhatten. Er hatte wohl recht, denn wir erreichten Tavaljuk und die Mündung des Oblomon nach etlichen Tagen ohne größere Anstrengungen.
Auch auf dem Oblomon kamen wir gut voran. So segelten wir den Fluss hinauf, genossen die Landschaft, passierten nach und nach zwei Städte oder besser Dörfer. Immerhin gab es hier immer gute Betten, eine freudige Abwechslung zu den Hängematten der Seeadler. Noch bevor wir die dritte Stadt, Oblarasim, erreichten, entdeckten wir am Ufer eine nivesische Sippe. Während wir vorbeisegelten, winkte uns ein bekanntes Gesicht zu. Als der Foggwulf Crottet erkannte, ließ er sofort anlegen. Das damalige Mitglied unserer Ottajasko und die Sairan Hokke machten gerade Station auf dem Weg zum Sommerlager. Er lud uns ein, die Nacht bei Ihnen zu verbringen, ein Fest zu feiern und Neuigkeiten auszutauschen. Gerne nahm der Foggwulf die Einladung an. Zu unseren Ehren wurde ein Kareen geschlachtet und den ganzen Abend über tauschten wir Geschichten aus.
Bevor wir aufbrachen, warnte uns Crottet noch vor unserem nächsten Ziel. Oblarasim war eine runtergekommene Stadt, die von der Goldgräberei, Habgier und Neid lebte. Bei Phex, dieser Eindruck bestätigte sich schnell, als wir gegen Abend in der Siedlung anlegten. Asleif zog aus, um Reittiere zu kaufen, da der Oblomon bald zu niedrig werden würde. Die Meisten unserer Ottajasko gingen zur Taverne. Überall wurden wir beäugt. Hier hieß es die Geldkatzen gut festzuhalten. Wir hingegen beäugten die elfischen Mitbewohner dieser Siedlung, die sich allerlei unelfisch, um nicht zu sagen verrückt benahmen. Einer sollte sich sogar als Ringer verdienen.
Apropos Ringer, als sich ein Koloss von Mann auf den Weg zu einer Elfe machte, platzte Yeto wohl der Kragen und legte sich mit dem Ringer an. Eine Zeit lang rangen die Beiden miteinander, doch am Ende gab es keinen Sieger und Yeto musste den Kerl zu seiner „Dame“ ziehen lassen.
Spät am Abend kam der Foggwulf dazu. Sein Bestreben nach Reittieren blieb erfolglos. Hier war alles viel zu überteuert und selbst ein Maultier kostete ein halbes Königreich. So beschlossen wir, den Weg mit den Kanus fortzuführen und die Seeadler den Oblomon zurückzuschicken. So ruderten wir am nächsten Morgen los und verließen diesen Sündenpfuhl.
Die Praiosscheibe senkte sich bereits, als wir Gerasim erreichten. Auch hier lebten Elfen und Menschen zusammen, aber auf friedvolle und harmonische Art und Weise. Aber das kannten wir bereits, denn Gerasim hatten wir schon einmal besucht. Doch auch hier hatte Rahja kein Einsehen mit uns und wir fanden keine Pferde. Zu guter Letzt sollten wir unser Glück einige Meilen vor der Stadt bei einem Steppenelfenclan versuchen.
Die Verhandlungen liefen zunächst zäh bis aussichtslos, doch als wir Lariel und Fenvarien erwähnten, drehte sich das Blatt. Neugierig befragten sie uns, vor allem was wir über Lariel wussten. Er musste etwas wie ihr Lokalheiliger sein. Zum Dank liehen sie uns einiger ihrer wertvollen Tiere. Mit diesen Pferden konnte der Plan des Foggwulf noch aufgehen.
Erneut passierten wir die Gelbe Sichel und den Rabenpass, kamen an Ask vorbei und ließen Norburg, sehr zum Leidwesen Anastasias, links liegen. Nach etlichen Tagen im Sattel, erreichten wir die Stelle, die in den Zauberwald führte. Vielleicht war Aves mit uns und wir waren vor Beorn hier angekommen, immerhin hatten wir die ganze Reise über nichts von gesehen.
Zuletzt geändert von
Jyivindar am 25.04.2025, 21:10, insgesamt 1-mal geändert.